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Dr. Albert Solleder (rechts) und Prof. Cordt Zollfrank (links) geben ihren Studierenden praktische Anregungen für mehr Nachhaltigkeit in der Medizin. Foto: F. Münch

Erst der Blick in die Praxis offenbart die Möglichkeiten zur Veränderung

Müll, Plastikabfall, Wegwerfartikel und Einwegwerkzeuge sind trauriger aber derzeit notwendiger Alltag in der Medizin. Studierende des Masterstudiengangs „Nachwachsende Rohstoffe“ am TUM Campus Straubing erhielten jetzt neue Einblicke: Der Straubinger Chirurg Dr. Albert Solleder demonstrierte ihnen anschaulich, welche Materialien im OP verwendet werden, welche Anforderung die moderne Medizin an diese Materialien stellt und bei welchen Verfahren sie angewendet werden. Das Ziel: Anregungen für mehr Nachhaltigkeit in der Medizin zu geben.

Dr. Albert Solleder beschäftigt sich schon lange mit den in der Medizin verwendeten Materialien – speziell in der Chirurgie. „Es fällt so viel Müll in der Medizin an, dass ich ein Umdenken anregen möchte“, so Dr. Solleder. In seiner Vorlesungsreihe „Nachwachsende Rohstoffe in der Medizin“ am TUM Campus Straubing zeigt er den Studierenden, welche Geräte und Hilfsmittel auch aus nachwachsenden Rohstoffe hergestellt werden können. „Auch ohne medizinische Qualitätsverluste können wir Ressourcen einsparen, z.B. durch neue Materialien, die aus nachwachsenden Rohstoffe hergestellt werden und spannende Effekte aus der Natur nutzen wie den Lotuseffekt, der Stoffe und Flüssigkeiten abperlen lässt.“

Bevor es an das Erfinden neuer Produkte geht, hatten die Studierenden die Gelegenheit in einem praxisnahen Seminar, einige Grundlagen in Medizin und Chirurgie kennen zu lernen. Dazu zählten Handschuhe, Schutzkleidung, Wundauflagen, Tupfer, Pinzetten, Skalpelle, Schmerzpflaster, Implantate wie Hüft- und Kniegelenke, Nadeln, Scheren, Nähmaterial, Verpackungen und Haltbarkeitsregelungen.Die Studierenden konnten sogar chirurgische Schnitte auf Schweinehäuten durchführen und selbst vernähen und dabei vor allem erfahren, welch enorme Menge an Wegwerfartikeln dabei anfällt.

„Die Stärke unserer Studierenden ist die praktische Erfahrung, die sie in einem ausgeprägt interdisziplinären Umfeld im Laufe der Semester am TUM Campus Straubing sammeln“, sagt Prof. Cordt Zollfrank, Studiendekan am TUM Campus Straubing für Biotechnologie und Nachhaltigkeit. „Als künftige Fachleute, die dabei helfen, neue Wege aus Klimawandel, Umweltzerstörung und Ausbeutung fossiler Ressourcen zu finden und in die Praxis umzusetzen, müssen sie Labore, Werkstätten, technische Anlagen, Felder und Wälder praktisch kennen lernen sowie als Chirurgiepraktikant auch mal mit Nadel und Faden gearbeitet haben. Das öffnet Augen, Ohren und Geist über die Fachdisziplingrenzen hinweg.“

Kontakt:
Prof. Dr. Cordt Zollfrank
Studiendekan

Die Technische Universität München (TUM) ist mit mehr als 550 Professorinnen und Professoren, 41.000 Studierenden sowie 10.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern eine der forschungsstärksten Technischen Universitäten Europas. Ihre Schwerpunkte sind die Ingenieurwissenschaften, Naturwissenschaften, Lebenswissenschaften und Medizin, verknüpft mit den Wirtschafts- und Sozialwissenschaften. Die TUM handelt als unternehmerische Universität, die Talente fördert und Mehrwert für die Gesellschaft schafft. Dabei profitiert sie von starken Partnern in Wissenschaft und Wirtschaft. Weltweit ist sie mit dem Campus TUM Asia in Singapur sowie Verbindungsbüros in Brüssel, Kairo, Mumbai, Peking, San Francisco und São Paulo vertreten. An der TUM haben Nobelpreisträger und Erfinder wie Rudolf Diesel, Carl von Linde und Rudolf Mößbauer geforscht. 2006 und 2012 wurde sie als Exzellenzuniversität ausgezeichnet. In internationalen Rankings gehört sie regelmäßig zu den besten Universitäten Deutschlands.