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Tobias Spöttl studiert im vierten Semester am TUM-Campus Straubing und bereut seine Entscheidung nicht: „Straubing bietet viele Vorteile.“ (Bild: SRT)

Tobias Spöttl studiert am TUM-Campus Straubing und ist Stipendiat der „Jungen Akademie“

 

Straubinger Tagblatt | 22.05.2019 | Interview: Lena Feldmeier

Beinahe 300 Studenten sind Teil des Campus der Technischen Universität München (TUM) in Straubing. Der 19-jährige Tobias Spöttl aus Regensburg studiert im vierten Semester „Chemische Biotechnologie“. Im Interview spricht er von Alleinstellungsmerkmalen, 13 Studenten in seinem Jahrgang, Sommerpartys am Donaustrand und von seinem Stipendium der „Jungen Akademie“.

Straubinger Tagblatt: Herr, Spöttl, warum haben Sie sich für den TUM-Campus entschieden?

Tobias Spöttl: In der elften Klasse haben wir während der Seminararbeit einen Ausflug zum Kompetenzzentrum für Nachwachsende Rohstoffe gemacht. Meinen Studiengang „Chemische Biotechnologie“ gab es noch nicht, aber ich bin aufmerksam auf den Campus geworden. Dadurch habe ich die Angebote immer ein wenig im Auge behalten. Als ich gehört habe, dass ein neuer Studiengang in die Richtung geplant wird, habe ich mir die Inhalte durchgelesen und war recht angesprochen. Man hört doch, dass die Technische Universität München eine gute Universität ist, und da der Campus ein Teil davon ist, habe ich mich dafür entschieden.

Der Studiengang „Chemische Biotechnologie“ wird selten an anderen Universitäten angeboten.

Es ist ein relativ gutes Alleinstellungsmerkmal. In unserem Jahrgang sind wir jetzt 13 Studenten. Am Anfang waren wir 25. Der neue Jahrgang ist jetzt schon doppelt so groß – gut 50 Studenten. Man muss auch sagen, dass wir der erste Jahrgang waren. Es gab vorher die Nachwachsenden Rohstoffe, doch dann wurde das Studienangebot erst richtig ausgebaut. Im Endeffekt geht es bei „Chemische Biotechnologie“ um drei Teilbereiche: Molekularbiologie, Chemie und Verfahrenstechnik.

Worin sehen Sie die Vorteile des Campus Straubing?

Der hohe Grad an Interdisziplinarität, dass wir viele verschiedene Professuren und Lehrstühle haben, und auch das Betreuungsverhältnis ist super. Die Zahl an Studenten, die auf einen Professor kommen, gibt es sonst wahrscheinlich nirgends. Ich habe mich zwar bei anderen Universitäten beworben, weil ich breit aufgestellt sein wollte, meine Entscheidung bereue ich aber nicht.

Sie kommen aus Regensburg, war die Nähe zu Straubing ein Grund für Ihre Entscheidung?

Während der Woche bin ich für die Vorlesungen vier Mal an der Uni, das war bisher in allen Semestern so. Daher pendle ich auch. Es würde sich finanziell nicht rechnen eine Wohnung in Straubing zu mieten, was jedoch ein persönlicher Grund ist und nichts mit der Stadt und Lage zu tun hat.

Gibt es Bereiche, die noch ausgebaut werden müssen?

Ein Nachteil ist, verglichen mit anderen Universitäten, dass es wenige Angebote neben dem Studium gibt. In München haben sie beispielsweise viele Sprachkurse. Größere Nachteile gibt es nicht. Wir sind gut aufgestellt und bekommen immer neue Ausstattung. Wir haben viele Räume, die uns zur Verfügung stehen. Ich habe nun auch schon öfter im Labor gearbeitet, und jedes Semester haben wir ein Praktikum. Das andere kommt, wenn der Campus weiter wächst und die Nachfrage für Straubing steigt.

Wie verbringen Sie Ihre freie Zeit?

Viele Studenten engagieren sich bei uns und organisieren Programme. Jeden Dienstag spielen wir Volleyball. Es gibt aber auch Tanzsport und reinen Unisport wie Ausdauer- und Fitnesssport. Die Fachschaft organisiert auch immer wieder Sommerpartys. Für die Erstsemester gab es eine Stadtrallye, um Straubing kennenzulernen. Es gibt durchaus Möglichkeiten. Die Stadt hängt nicht zu sehr hinterher.

Was ist für Sie ansprechend?

Der Donaustrand mit Beachvolleyballfeld ist im Sommer sehr schön, aber auch der Stadtplatz. Man kann relativ viel zu Fuß laufen. Das ist ganz praktisch.

Glauben Sie, dass die Gäubodenstadt unterschätzt wird?

Straubing ist noch ein bisschen zu unbekannt. Wenn ich in meinem Bekanntenkreis erzähle, dass ich hier studiere, wissen wenige, dass Straubing einen Campus hat. Noch weniger wissen, dass er von der TUM betrieben wird. Das könnte man ausbauen. Mit Deggendorf und Regensburg gibt es in der Region große Konkurrenz. Doch der Campus hängt eigentlich keinem hinterher, was man auch daran sieht, dass er sehr international ist.

Spiegelt sich das in Ihrem Studiengang wider?

Im Moment sind nur die Wahlfächer meines Studiengangs auf Englisch, aber unser Masterstudiengang soll nur auf Englisch angeboten werden. Damit wird dieser Bereich ausgebaut. Der Master wird im nächsten Sommersemester eingeführt. Wenn ich fertig bin, kann ich im Wintersemester anfangen.

Sie möchten also weiterhin am Campus bleiben?

Der Master würde sich für mich hier anbieten. Ich will ihn auf jeden Fall machen. Dieser kann relativ frei gestaltet werden. Man kann sich seine eigenen Schwerpunkte legen. Wie anfangs gesagt, ist der Bachelorstudiengang auf die drei großen Gebiete ausgelegt. Je nachdem, in welche Schiene man im Master geht, hat man gute Möglichkeiten, in diesem Bereich später etwas zu finden. Im Moment interessiert mich Chemie am meisten. Ich will mich im Bachelor aber noch nicht endgültig festlegen.

Womit beschäftigen Sie sich im Moment?

Ich mache in den kommenden Semesterferien mein Forschungspraktikum. Je nachdem, wie mir die Arbeit gefällt, wähle ich den Lehrstuhl für meine Bachelorarbeit. Wir haben sehr viele Möglichkeiten. Man kann sich auch freiwillig für Praktika neben dem Studium bei den Lehrstühlen bewerben, und es sollen nun auch immer wieder Hiwi-Stellen ausgeschrieben werden.

Sie sind auch Mitglied der „Jungen Akademie“, ein Stipendienprogramm für begabte Studenten.

Ich wurde vom Büro der „Jungen Akademie“ der TUM angeschrieben. Zwei bis fünf Prozent werden je nach Fakultät jedes Semester angeschrieben. Aufgrund meines Notendurchschnitts wurde ich im ersten Semester ausgewählt. Mit drei anderen bin ich zum Infoabend nach München gefahren. Ich hab’ mich dann letztendlich dafür entschieden, es zu probieren. Wir mussten einen Essay schreiben. Unser Thema war „Multimedia Science Communication“. Durch den Essay und ein Auswahlgespräch wird entschieden, ob man genommen wird. Der Moment war ziemlich gut, als ich erfuhr, dass ich dabei bin. In diesem Team ist es ein familiäres und freundschaftliches Arbeiten.

Inwiefern hilft Ihnen das Stipendium im weiteren Verlauf Ihres Studiums?

Der Sinn der „Jungen Akademie“ ist, dass man zusammen im Team an einem Projekt arbeitet. Dieses muss nicht unbedingt mit dem eigenen Studiengang zu tun haben. Dadurch wird man auf das wissenschaftliche Arbeiten und die weitere Laufbahn vorbereitet. Wir sind 540 Stipendiaten, darunter auch Alumni, also Ehemalige. 85 Prozent streben eine Promotion an oder haben eine gestartet. Durch die „Junge Akademie“ wird man darauf hingeführt. Die Arbeit ist eine Promotion im Kleinen. Das Projekt geht 20 Monate – ein Bruchteil der echten Promotion. Wir werden von Tutoren, meist Alumni, betreut. Zudem gibt es Supervisoren, das sind Professoren, die uns zur Seite stehen, bei den Formulierungen helfen und sagen, wie sie die Idee finden.

Würden Sie den Schritt, am Campus Straubing zu studieren, noch einmal wagen?

Ich bereue es überhaupt nicht, dass ich mich für den Campus entschieden habe. Straubing ist keine schlechte Stadt, sie bietet viele Vorteile. Unsere Campusgemeinschaft ist engagiert, etwas aufzustellen, damit es nicht langweilig wird. Die Semester über wird viel geboten. Es ist eine schöne Erfahrung, hier den Bachelor oder Master zu machen. Die Technische Universität München hat einen sehr guten Ruf und der Campus hat mit der Ausrichtung auf Nachhaltigkeit ein einzigartiges Gebiet.