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PM | TUM | 03.08.2021

Über welche land- und forstwirtschaftlichen Ressourcen verfügt Bayern? Wie können diese effizient und nachhaltig genutzt werden? Wie kann eine Kreislaufwirtschaft nicht nur aus Primärerzeugnissen sondern auch in Verbindung mit Reststoffen entstehen? Mit diesen Fragen beschäftigt sich ein interdisziplinäres Verbundprojekt aus den Bereichen der Land- und Forstwirtschaft unter der Federführung der Technischen Universität München (TUM). Das Projekt „Vorbereitung einer Bayerischen Biomasse-Ressourcenstrategie – wissenschaftliche Grundlagen und Empfehlungen“ (BioReSt) startet im Sommer 2021.

Beispiel für innovative Holznutzung: aus vorgefertigten Holzbauteilen errichtete Wohnhäuser in der »City of Wood«, Bad Aibling (Bild Ralf Rosin, Holzforschung München).

Ende 2020 wurde von Staatsminister Hubert Aiwanger die Bioökonomie-Strategie Bayern vorgestellt. Der Sachverständigenrat Bioökonomie Bayern fordert in diesem Zusammenhang, dass der Wandel von der fossil- zur bio-basierten Wirtschaftsweise nachhaltig erfolgen muss. Einerseits sind in der Bioökonomie effiziente und hochinnovative Produktions- und Nutzungsansätze der biologischen Ressourcen Pflanzen, Tiere und Mikroorganismen im Fokus, andererseits soll sie mit den Zielen Klimaschutz, Biodiversität, Wohlstandssicherung und globale Gerechtigkeit im Einklang stehen.

Ressourcenpotenziale und künftige Nutzungen

„Valide Daten zur Ressourcenverfügbarkeit und zu aktuellen Biomasseströmen auf regionaler Ebene sind eine wesentliche Grundlage für die Bioökonomie-Politikstrategie. Damit können Ressourcenpotenziale und zukünftige Nutzungen auf Effizienz und Nachhaltigkeit bewertet und Empfehlungen abgeleitet werden.“, sagt Prof. Gabriele Weber-Blaschke vom Lehrstuhl für Holzwissenschaft an der TUM School of Life Sciences in Freising-Weihenstephan und Koordinatorin des Verbundprojekts.

Dr. Daniela Dressler vom Technologie- und Förderzentrum in Straubing betont, dass die unterschiedlichen Nutzungspfade landwirtschaftlicher Biomasse (Nahrungs- und Futtermittelproduktion, Bioenergie und stoffliche Nutzung) in einer nachhaltigen Biomassestrategie nur gesamt und nicht in Konkurrenz zueinander betrachtet werden dürfen.

Die Erhaltung der Agrar- und Wald-Ökosysteme und deren Leistungen mit einer entsprechend ausgerichteten heimischen Land- und Forstwirtschaft ist dabei besonders wichtig, sind sich Martina Halama und Dr. Robert Schätzl von der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft sowie Dr. Herbert Borchert von der Bayerischen Landesanstalt für Wald- und Forstwirtschaft einig. Sie werden dazu verschiedene land- und forstwirtschaftliche Nutzungsszenarien analysieren.

Biomasse-Analysen von Primär- und Nebenprodukten

Die Erhaltung der Agrar- und Wald-Ökosysteme und deren Leistungen mit einer nachhaltigen heimischen Land- und Forstwirtschaft ist im Rahmen der Bioökonomie wichtig (Bild: Gabriele Weber-Blaschke, Holzforschung München).

Um die Primärressourcenbereitstellung zu entlasten, werden in die Biomasse-Analysen auch Konzepte zur Verwertung von Nebenprodukten, Rest- und Abfallstoffen innerhalb sowie zur Ressourcen- und Ökoeffizienz entlang der gesamten Wertschöpfungsketten einbezogen.

Magnus Fröhling, Professor für Circular Economy am TUM Campus Straubing, wird hier insbesondere effiziente Konzepte zur Kaskadennutzung, zum Produkt- und Materialdesign und zur Kreislaufwirtschaft erarbeiten. „Großer Forschungsbedarf besteht vor allem im Bereich quantitativer Studien zu ökonomischen Potenzialen und Umweltwirkungen der Ausgestaltungsmöglichkeiten und den Konsequenzen ihrer Umsetzung“, sagt Prof. Fröhling.

Mit der gemeinsamen Betrachtung von agrarischer und forstlicher Biomasse möchte das Projektteam auch neue Ideen entwickeln, dabei Produktsysteme vernetzen und eine Gesamtbewertung von Substitutions- und Verschiebungseffekten auf der regionalen Ebene Bayerns durchführen.

Nachhaltigkeitskriterien nicht nur für regionale Biomasse sondern auch für Importe notwendig

„Allerdings werden für die Erfüllung der regionalen Bedürfnisse vermutlich weiterhin Importe notwendig sein“, meint Projektkoordinatorin Prof. Weber-Blaschke. Das Projektteam erachtet es deshalb als notwendig, Nachhaltigkeitskriterien zu erarbeiten, die sowohl für regionale als auch für importierte Biomasse gelten. Auf dieser Grundlage sollen Empfehlungen abgeleitet werden, welche nachwachsenden Rohstoffe im Sinne einer nachhaltigen, insbesondere stofflichen Nutzung regional angebaut beziehungsweise (rück-)gewonnen werden können sowie in welche bestehenden und neuen Wertschöpfungskreisläufe sie aufgenommen werden können.

Mehr Informationen:

Das Verbundprojekt „Vorbereitung einer Bayerischen Biomasse-Ressourcenstrategie – wissenschaftliche Grundlagen und Empfehlungen“ (BioReSt) wird gefördert vom Bayerischen Staatsministerium für Wirtschaft, Landesentwicklung und Energie sowie vom Bayerischen Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten.

Weitere Projektpartner:

Kontakt:

Prof. Dr. Gabriele Weber-Blaschke
Leiterin Forschungsbereich Stoffstrommanagement
TUM School of Life Sciences
Lehrstuhl für Holzwissenschaft
Telefon: 08161 71 5635
Mail: weber-blaschke[at]hfm.tum.de