Seite wählen

Das Green Fuel Center (GFC) am TUM Campus ist eröffnet worden

Von Anna Rieser, erschienen im Straubinger Tagblatt am 11.06.2021

Ungiftig, CO2-neutral und ohne fossile Ausgangsstoffe: So soll der Kraftstoff der Zukunft aussehen. Entwickelt wird er am Green Fuel Center (GFC) des TUM-Campus Straubing. Nun wurde dieses Zentrum für synthetische Kraftstoffe offiziell von Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger bei einer virtuellen Veranstaltung eröffnet.

OME (Oxymethylenether) ist so ein neuer Kraftstoff. Er könnte eine Alternative für den herkömmlichen Diesel sein. Als Ausgangskomponenten sind lediglich Wasser, CO2 und Strom notwendig. OME verbrennt praktisch rußfrei, ist biologisch abbaubar und verbraucht überschüssiges CO2. Wird der benötigte Strom aus regenerativen Energiequellen („grüner Strom“) gewonnen, ist der Treibstoff CO2-neutral.

Prof. Dr. Volker Sieber stellt das Green Fuel Center vor. Screenshot: TUMCS.

Im März ist am GFC eine Demonstrationsanlage in Betrieb gegangen, die als erste in Europa kontinuierlich OME in kleinem Maßstab produzieren kann. Sie ist ein Beispiel dafür, was das Green Fuel Center leistet und welche Vorreiterrolle ihm bei der Entwicklung von neuartigen und umweltfreundlichen Kraftstoffen zukommt.

„Wichtiger Tag für Bayern und die Umwelt“

Das betonte auch Wirtschaftsminister Aiwanger in einem virtuellen Grußwort. Die GFC-Eröffnung sei ein „sehr wichtiger Tag“ sowohl für den Wirtschaftsstandort Bayern als auch für die Umwelt. Es gehe darum, Lösungen für den Verbrennungsmotor zu finden mit Treibstoffen, die dem Klima nicht schadeten, die nicht auf Feldern wachsen und die sogar eine bessere Qualität haben als fossile Treibstoffe, sagte Aiwanger mit Blick auf den Betrieb von Flugzeugen oder Schiffen.

Die GFC-Mitarbeiter bezeichnete er als „wichtige Pioniere“ und betonte: „Wir brauchen diese Forschungsergebnisse.“ Der Gründungsakt sei auch kein Blick in die Zukunft, sondern auf die Gegenwart, da es bereits Biokraftstoffe gebe. Jetzt geht es darum, die Forschungsergebnisse im großen Stil umzusetzen.

Prof. Volker Sieber, Rektor des TUM Campus Straubing und einer der Principal Investigators des Green Fuel Center, stellte das Zentrum vor. Hier wird an Kraftstoffen geforscht, die nicht nur die Mobilität sichern sollen, sondern die auch nachhaltig sind. Dabei setzen die Wissenschaftler auf eine Kombination aus Bioenergie und Strom aus erneuerbaren Quellen.

Sieber erinnerte an die Zusage von Ministerpräsident Markus Söder, dass das GFC (damals noch unter dem Stichwort: Referenzzentrum für synthetische Kraftstoffe) weiter ausgebaut wird und dazu weitere Professuren am TUM-Campus zu erwarten sind.

Interdisziplinäre Forschung und viele Partner

Das GFC sei prädestiniert für den Standort Straubing. Am TUM Campus werde seit Jahren interdisziplinär geforscht, um die Welt nachhaltig gestalten zu können. Mit an Bord des GFC sind die Professuren und Lehrstühle Mikrobielle Biotechnologie (Prof. Blombach), Chemische und Thermische Verfahrenstechnik (Prof. Burger), Innovation and Technology Management (Prof. Doblinger), Circular Economy (Prof. Fröhling), Regenerative Energiesysteme (Prof. Gaderer), Elektrobiotechnologie (Prof. Plumeré) sowie Chemie Biogener Rohstoffe (Prof. Sieber).

Zudem sei die Region reich an Partnern, die sich ebenfalls diesem Thema verschrieben haben. Als Beispiele nannte Sieber: das Technologie- und Förderzentrum („die Erfinder des Themas“), CARMEN, Fraunhofer-Institut, Industriegebiet Hafen mit Biocampus und der neuen Multipilot-Anlage sowie die dort ansässige Firma Clariant mit ihrer Ethanolproduktion aus nachwachsenden Rohstoffen. Durch die Vernetzung mit der Industrie sollen Praxistauglichkeit und schnelle Umsetzung gewährleistet werden.

Wie diese Vernetzung aussehen kann und wie wichtig nachhaltiger Kraftstoff für die Industrie ist, zeigten die weiteren Referenten der Veranstaltung: Vertreter des Münchner Triebwerksherstellers MTU, der österreichischen Mineralöl- und Chemiekonzerns OMV, von Clariant, des belgischen Unternehmens BioQuest Alliance, das sich mit der CO2-neutralen Herstellung von Strom und Biokraftstoffen beschäftigt, sowie des Fraunhofer-Instituts IGB. Sie alle warten dringlichst auf Lösungen für nachhaltige Kraftstoffe, „damit wir uns auch in Zukunft noch fortbewegen und Waren transportieren können“, so Sieber.