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Die Fertigstellung des Modulbaus mit neuen Laboren war nur einer von vielen Entwicklungsschritten, die der TUM-Campus Straubing in seinem ersten Jahr machte. Archivfoto: Ulli Scharrer

Uni­ver­si­täts­stadt Strau­bing füllt sich mit Le­ben – Neue Stu­di­en­gän­ge und Pro­fes­so­ren

 

von Josef Unterholzner | Straubinger Tagblatt | 01.10.2018

Von einem „enormen Schub für Straubings Zukunft“, von einem historischen Tag für die Stadt, „einem epochalen Neubeginn“ und vom „Coup des Jahrhunderts“ war vor einem Jahr im Rittersaal des Herzogschlosses die Rede. Straubing hatte damals das Attribut Universitätsstadt erhalten und war zum Campus Straubing der Technischen Universität München geworden.

Straubinger Tagblatt: Ein Jahr TUM-Campus Straubing. Was hat sich seither getan?

Der Standort der TUM in Straubing ist ja schon lange sehr stark in Bewegung. Im vergangenen Jahr hat sich aber besonders viel getan. Bereits 2012 wurde mit dem Ausbau 2.0 die erste Verdopplung beschlossen und Ende 2015 die zweite Verdoppelung draufgesetzt. Es gilt Studiengänge einzuführen, Professoren und Personal zu gewinnen, Organisationsstrukturen aufzubauen und vor allem auch die nötigen Gebäude und Räume zu beschaffen. Da sind wir seit Jahren dran.

Wie läuft es auf der Baustelle an der Petersgasse?

Die Baustelle an der Petersgasse wäre eigentlich im Dezember 2017 fertig gewesen, fiel dann aber dem dramatischen Dachstuhlbrand zum Opfer. Derzeit wird das Gebäude immer noch getrocknet und die Planungen zur erneuten Sanierung laufen. Sehr zufrieden sind wir mit der Fertigstellung des Modulbaus mit neuen Laboren. Wir bekommen großen Zuspruch, dass es ein schönes Gebäude geworden sei und wenig mit der Optik eines Containerbaus zu tun habe, den einige unter dem Begriff „Modulbau“ erwartet hatten.

Der Neubau an der Uferstraße wächst ja rasant.

Die Fortschritte hier sind sehr erfreulich. Da stecken 207 Betonsäulen mit über 20 Metern Länge im Boden. Jetzt nimmt der Rohbau zügig Form an und man bekommt eine Vorstellung davon, welch gewaltiger Bau das wird. Ich erinnere mich noch gut daran, dass beim Architektenwettbewerb dieser Entwurf zwar in die Endrunde kam, aber zunächst nicht favorisiert war. Als man das Modell des Gebäudes in ein größeres Modell der Umgebung eingefügt hatte, brachte es den Entwurf weiter nach vorn, weil er sich mit Abstand am besten in die Umgebung eingefügt hat. Die anderen Entwürfe hätten sich noch mächtiger ausgenommen. Allerdings war der Entwurf ursprünglich spiegelbildlich. Für eine optisch bessere Anbindung mit den zu erwartenden Lauf- und Verkehrswegen hatte ich damals die Spiegelung vorgeschlagen, was zum Glück umgesetzt werden konnte.

Mit welchen anderen „Baustellen“ haben Sie noch zu kämpfen?

Die laufenden Baumaßnahmen beruhen auf dem Ausbau 2.0. Wir müssen uns ja auch schon um den Ausbau 3.0 kümmern. Da ist vor allem das Karmelitenkloster vorgesehen, wo auch schon einiges passiert, von dem man nichts sieht. Die Substanz wurde intensiv geprüft, der Boden auf dem Freigelände analysiert, ob dort die benötigten Erweiterungsbauten möglich sind. Das Kloster selbst umfasst nur etwa ein Drittel der im Ausbau 3.0 benötigten Flächen. Zum Glück ist man sich ja inzwischen auch über den Ankauf des Klosters durch den Freistaat handelseinig. Gleichwohl brauchen wir einerseits wegen des Brandes an der Petersgasse, aber vor allem auch wegen der zu erwartenden langen Restaurierungs- und Bauzeiten definitiv zeitnah Übergangslösungen. Da sind wir aktuell intensiv an entsprechenden Anmietungen dran.

Was hat sich bei der Besetzung von Professuren getan?

Auch da geht es mächtig voran. Letztes Jahr im Oktober haben wir drei neue Studiengänge gestartet, diesen Oktober startet nochmal einer. Von ursprünglich zwei sind wir als nun bei sechs und so viele sollen noch einmal dazukommen. An deren Vorbereitung arbeiten wir schon intensiv. Gewaltig nach vorn geht es auch bei der Besetzung von Professuren. Seit vergangenem Oktober haben wir insgesamt acht neue Professuren besetzen können, vier davon beginnen heute. Die entsprechenden Berufungsverfahren sind relativ komplex und aufwändig und beschäftigen viele Leute. Es geht da aber auch um die Schlüsselstellen in einem Hochschulbetrieb. Mit der Qualität der Professoren steht und fällt der Erfolg der ganzen Einrichtung.

Wie beschwerlich ist der Weg vom Wissenschaftszentrum zum TUM-Campus?

Neben der Schaffung von Raum, Studiengängen und der Personalgewinnung läuft auch nach wie vor die neue organisatorische Umstrukturierung auf Hochtouren. Als Integrated Research Center der TU München sind wir im Wesentlichen wie eine eigene Fakultät organisiert. Das ist gut so und wichtig für die Eigenständigkeit des Standorts. Gleichwohl hingen wir vorher an einer anderen Fakultät, die viele Aufgaben für uns übernommen hat, die wir nun selbst organisieren müssen und das alles zusätzlich zu den genannten Herausforderungen. Interessant ist aber auch, wie sich mit der Umstrukturierung die öffentliche Wahrnehmung geändert hat. Bereits als Wissenschaftszentrum lebten wir vor allem von der intensiven Kooperation der TU München mit der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf, wobei auch die Professoren letzterer eher forschungsintensiv ausgerichtet waren und das Wissenschaftszentrum sehr stark von der TUM geprägt war. Seit wir TUM-Campus sind, wird in Forschung und Lehre nicht anders gearbeitet als vorher, nur jetzt ist nach außen hin klarer sichtbar, dass Straubing einen Universitätsbetrieb hat, was uns die Kommunikation erleichtert und beim Besetzen weiterer Professuren und für eine wachsende Zahl an Studenten hilfreich ist.

Wieviele Professoren und Studenten hat die Universitätsstadt Straubing in diesem Wintersemester?

Der TUM-Campus verfügt ab 1. Oktober über 17 Professoren. Zum Wintersemester kommen 125 neue Studenten, womit es derzeit 330 Studenten am TUM-Campus Straubing gibt.

Was dürfen sich die Straubinger vom zweiten Jahr TUM-Campus Straubinger erhoffen?

Für das nächste Jahr gilt es vor allem die Baumaßnahmen voranzutreiben und weitere auf den Weg zu bringen. Aktuell sind zwei Professuren ausgeschrieben. Vier weitere Ausschreibungen sind gerade in Vorbereitung. Zum nächsten Wintersemester sollen zwei weitere Studiengänge starten und vor allem werden wir auch die lokale Verwaltung deutlich verstärken müssen und die Organisation ausbauen. Es geht munter voran.