SMG, TUMCS

Eine neue Studie mit TUMCS-Beteiligung zeigt, wie Macht in der Landwirtschaft unsere Umwelt und Gesellschaft beeinflusst Gerechtigkeit auf dem Acker

Eine neue internationale Studie zeigt: Wer in der globalen Landwirtschaft das Sagen hat, entscheidet nicht nur über Preise – sondern auch über Gerechtigkeit, Umwelt und das Leben vieler Menschen. Die Forschenden, darunter Prof. Stefan Gold und Dr. Felipe Alexandre de Lima vom Lehrstuhl für Sustainability Management am TUM Campus Straubing (TUMCS), untersuchten die Lieferketten von Agrarprodukten in Brasilien und fanden heraus, dass Machtmissbrauch in der Landwirtschaft weitreichende Folgen hat – für Bauern, Arbeiter, indigene Gemeinschaften und die Natur. 

Ein Zuckerrohrfeld, an einem sonnigen Tag aus der Untersicht aufgenommen.

Ob Soja, Mais oder Rindfleisch: Viele unserer Lebensmittel stammen aus Ländern des Globalen Südens. Doch dort herrschen oft große Ungleichheiten: Große Agrarkonzerne diktieren die Bedingungen, während kleine Bauern und Arbeiter kaum mitreden können. Die Studie zeigt, wie diese Machtverhältnisse zu Ungerechtigkeit führen – etwa wenn Bauern für schlechte Erntebedingungen bestraft werden, obwohl sie nichts dafür können.

„Strategischer und ausgewogener Machtgebrauch“ 

„Unsere Forschung untersucht, wie Machtasymmetrien die Wahrnehmung von Gerechtigkeit und die soziale, ökologische und wirtschaftliche Nachhaltigkeit innerhalb eines Liefernetzwerks für Agrarrohstoffe in Mato Grosso in Brasilien beeinflussen, mit dem Ziel, Wege zu finden, um fairere und nachhaltigere Liefernetzwerke zu fördern“, sagt Studienautor Dr. Felipe Alexandre de Lima. „Wir haben festgestellt, dass übermäßiger, strategischer und ausgewogener Machtgebrauch zu sehr unterschiedlichen Wahrnehmungen von Gerechtigkeit und Nachhaltigkeit bei Rohstoffhändlern, Lieferanten von Agrarprodukten, Landwirten, Landarbeitern, indigenen Gemeinschaften und der Umwelt führt.“

Die Forscherenden fanden heraus, dass Bauern unter Druck oft selbst ungerechte Entscheidungen treffen – etwa Löhne kürzen oder Tiere vergiften, die ihre Felder bedrohen. So entstehen Kettenreaktionen, die nicht nur Menschen, sondern auch die Natur belasten. Besonders betroffen sind indigene Gemeinschaften, deren Land für den Anbau genutzt wird – oft ohne ihre Zustimmung.

Fairer Umgang bringt Nachhaltigkeit

Doch es gibt Hoffnung: Wenn Unternehmen fair handeln – etwa durch transparente Verträge, Schulungen oder gerechte Bezahlung – profitieren alle. Bauern können nachhaltiger wirtschaften, Arbeiter werden besser geschützt und die Umwelt geschont. Die Studie zeigt, dass gerechte Beziehungen in der Lieferkette entscheidend sind für eine nachhaltige Zukunft.

Wer bewusst einkauft – etwa Produkte mit fairen und nachhaltigen Siegeln –, unterstützt gerechte Lieferketten. Die Studie ruft auch Politik und Unternehmen dazu auf, Verantwortung zu übernehmen und faire Bedingungen zu schaffen – damit Nachhaltigkeit nicht nur ein Versprechen bleibt, sondern Realität wird.

Die Untersuchung wurde von einem internationalen Forschungsteam durchgeführt und basiert auf 49 Interviews, Feldbeobachtungen und Dokumenten aus dem brasilianischen Bundesstaat Mato Grosso. Sie wurde im renommierten Journal of Operations Management veröffentlicht und bietet neue Erkenntnisse für eine gerechtere und nachhaltigere Landwirtschaft weltweit.

From Power to Sustainability? Unpacking the Role of Justice in Agricultural Commodity Supply Networks: https://doi.org/10.1002/joom.1372 

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