Seite wählen

Wissenschaftsjahr Bioökonomie – Akteure aus der „Region der Nachwachsenden Rohstoffe“

Straubinger Tagblatt | PM | 15.10.2020

Wie gelingt es, in Zeiten des Klimawandels eine stetig wachsende Weltbevölkerung zu ernähren? Welche Technologien können wir entwickeln, um in Zukunft auf fossile Brennstoffe wie Erdöl zu verzichten? Im aktuellen Wissenschaftsjahr der Bioökonomie stellen sich diese Fragen drängender denn je. Nicht nur die Exponate auf dem Ausstellungsschiff MS Wissenschaft, das bis Samstag in Straubing haltmacht, zeigen mögliche Lösungen für diese Probleme. In der „Region der Nachwachsenden Rohstoffe“ haben sich viele Personen dem Thema verschrieben – von der Unternehmerin bis zum Wissenschaftler. Ein Überblick über fünf ganz unterschiedliche Menschen aus der Region, die den Wandel hin zu einer nachhaltigen biobasierten Wirtschaft mitgestalten:

Franz Reiner

Franz Reiner betreibt seit fast 30 Jahren seinen Naturbaustoffhandel in der Nähe von Bogen. (Foto: privat)

Franz Reiner betreibt den baubiologischen Baustofffachmarkt Reiner Naturbau in Bärndorf bei Bogen und zeigt dort mit seinem Musterbauprojekt, wie sich moderne Ästhetik, natürliche Baustoffe, hoher Wohnkomfort und bezahlbares Bauen vereinbaren lassen. „Ich bin eher zufällig zu dem Thema gekommen. Wir wollten unser Haus baubiologisch sanieren, aber damals war das nicht so einfach. Darum hatten wir 1991 die Idee zu unserem Laden“, sagt Reiner. „Meine Motivation kam aus der Ökologie und der Baubiologie heraus. Wenn man ökologisch baut, sind die Kosten anfangs oft höher, aber im Betrieb und bei der Entsorgung hat man viele Vorteile – auch finanziell.“ Ganzheitlich betrachtet sieht Baustoff-Experte Reiner keine Alternative zu Naturbaustoffen.

Rebecca Kraus

Rebecca Kraus studiert den Bachelorstudiengang Bioökonomie am TUM Campus Straubing. (Foto: privat)

Rebecca Kraus studiert mit Bioökonomie einen der insgesamt neun Bachelor- und Masterstudiengänge am TUM Campus Straubing. „Schon in der Schule hatte ich großes Interesse an Nachhaltigkeit und Umweltschutz. Daher hat es total gepasst, als ich das Studienangebot in Straubing gefunden habe“, sagt die Bachelor-Studentin. „Ich bin überzeugt, dass eine funktionierende Wirtschaft die Grundlage für eine nachhaltige Entwicklung ist“, sagt Kraus. Für die Zukunft wünscht sich die Studentin, dass das Interesse für die Bioökonomie in der Bevölkerung wächst. „Viele Unternehmen zeigen bereits, dass biobasiertes Wirtschaften möglich, nachhaltig und auch rentabel sein kann“, freut die Studentin.

Prof. Dr. Volker Sieber

Prof. Volker Sieber wünscht sich eine vollständige Unabhängigkeit von fossilen Rohstoffen. (Foto: TUM)

Professor Volker Sieber ist Rektor am TUM Campus Straubing und leitet dort den Lehrstuhl Chemie Biogener Rohstoffe. Der Wissenschaftler beschäftigt sich seit vielen Jahren mit allen Facetten rund um die Bioökonomie. „Die Ausbeutung der begrenzt vorhandenen natürlichen Ressourcen unseres Planeten mit all den negativen Folgen muss beendet werden. Die Transformation der Gesellschaft in ein Zeitalter ohne Öl und fossile Energien ist daher essentiell“, sagt Prof. Sieber. Mit seinen Arbeiten will er nachhaltige biotechnologische Verfahren entwickeln, um nachwachsende Rohstoffe und Abfälle für die Herstellung von Materialien, Chemikalien und Treibstoffen nutzbar zu machen. So arbeitet Prof. Sieber gerade an einem biotechnologischen Prozess, um einen Werkstoff herzustellen, der technisch wie der Kunststoff Polypropylen (PP) eingesetzt werden kann, aber biobasiert und bioabbaubar ist.

Jasmin Simmel

In ihrem Unverpackt-Laden setzt Jasmin Simmel ganz auf das Thema Nachhaltigkeit. (Foto: Kristina Wagner/Licht-Bilder)

Jasmin Simmel führt die Geschäfte bei Füllgut in Straubing. In ihrem Unverpackt-Laden in der Fraunhoferstraße können Kunden unter anderem Lebensmittel ohne Verpackung kaufen und bringen dazu ihre eigenen Behältnisse mit. „Nachhaltigkeit liegt mir besonders am Herzen, damit auch meine Kinder und darauffolgende Generationen eine lebenswerte Welt vorfinden“, sagt Simmel, die ihren Unverpackt-Laden Mitte 2019 in Straubing eröffnet hat. Die Betreiberin lebt das Thema Nachhaltigkeit nicht nur im Beruf, sondern auch privat – beim Kochen in ihrem Tiny House oder beim Kleidungskauf. „Ich möchte zeigen, dass wir gemeinsam etwas verändern können und dass es gar nicht schwer ist, bewusst einzukaufen und dadurch Müll sowie Ressourcen zu sparen“, sagt die Füllgut-Geschäftsführerin.

Johann Busl

Landwirt Johann Busl besitzt in Aholfing eine Biogasanlage. Auf dem Bild wächst neben ihm die Energiepflanze Durchwachsene Silphie, im Hintergrund Silomais. (Foto: privat)

Landwirt Johann Busl aus Aholfing besitzt eine Biogasanlage, die durch die Zuführung von Maissilage nicht nur Strom produziert, sondern gemeinsam mit einer industriellen Demonstrationsanlage der LXP Group am gleichen Standort auch die Reststoffe aus der Biogasanlage verwertet. Cellulose und Lignin, die aus diesem Prozess entstehen, sollen zukünftig unter anderem in Klebstoffen und Kosmetikartikeln Verwendung finden. Landwirt Busl kooperiert für den Betrieb seiner Biogasanlage mit dem Beratungsnetzwerk C.A.R.M.E.N. e.V. und dem Technologie- und Förderzentrum (TFZ) am KoNaRo – Kompetenzzentrum für Nachwachsende Rohstoffe in Straubing. „Am interessantesten war ein Dauerversuch des TFZ, der sich über zehn Jahre gestreckt hat. In diesem wurde untersucht, wie sich verschiedene Düngervarianten auf den Humusgehalt und Kleinstlebewesen in unserem Ökosystem Acker auswirken“, sagt Busl, der stolz ist, mit der Biogasanlage seinen Teil zum herausragenden Ruf der „Region der Nachwachsenden Rohstoffe“ beitragen zu können.