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Der Ausbruch der COVID-19-Pandemie hat weltweit Regierungen und Forscher dazu veranlasst, zwei grundsätzliche Wege einzuschlagen, um die Krise zu bewältigen und die Verbreitung des Virus zu reduzieren: zum einen die Einführung von Beschränkungen, Schließungen und Notfallregelungen sowie zum anderen die Suche nach einem Impfstoff und wirksamen Medikamenten.

Eine neue Studie, an der mit Prof. Dr. Sebastian Goerg, Inhaber der Professur Economics am Campus Straubing für Biotechnologie und Nachhaltigkeit, auch ein Forscher der Technischen Universität München (TUM) beteiligt war, folgt einem dritten Weg, der sich auf die Einstellungen des Einzelnen gegenüber den empfohlenen Maßnahmen und somit der Motivation für gesundheitsförderndes Verhalten in der Gesellschaft konzentriert.

Die gemeinsame Studie mit Forschern aus Haifa, Köln, Posen und Princeton zeigt, wie sich die Einstellungen gegenüber den Gesundheitsvorschriften verbessen lassen können, ohne dafür Zwänge auferlegen zu müssen. Zu diesem Zweck verbinden die Forscher drei Faktoren: indirekte Messgrößen, persönliche Intervention und einstellungsverändernde Verfahren (engl.: Indirect Measurements, Personalized interventions, and Attitude Changing Treatments – IMPACT).

„In unserer Studie benutzen wir eine Kombination aus bekannten psychologischen Effekten, um die Einstellung der Probanden gegenüber den Abstands- und Hygieneregeln zu verbessern. Wir konzentrieren uns dabei individualisiert auf diejenige Maßnahme, welche der einzelne Teilnehmende für am wenigsten geeignet hält, um das Ansteckungsrisiko zu reduzieren“, sagt Prof. Goerg. Ein Teil der Intervention ist es, den Teilnehmenden zu bitten, über diese Maßnahme nachzudenken. Danach soll begründet werden, warum diese Maßnahme wichtig sein könnte, um die Ausbreitung des Virus zu reduzieren und welche Konsequenzen die Nichteinhaltung der Maßnahme für nahe Verwandte haben könnte. „Ohne dass wir weiter die Maßnahmen erklären müssen, verändert sich die Einstellung der Teilnehmenden und dieselbe Maßnahme wird danach als signifikant effektiver wahrgenommen“, fasst Prof. Goerg zusammen.

Die Verwaltung des Prozesses läuft digital. So können die Teilnehmenden mit Hilfe von Smartphones oder Computern auf eine Reihe von kurzen und einfachen Aufgaben reagieren, der Vorgang dauert nicht länger als zehn Minuten. Die Daten, die von über 3.000 Teilnehmenden mit Wohnsitz in verschiedenen Ländern gesammelt wurden, zeigen die Effizienz der Methode und ihre Fähigkeit, die Einstellung gegenüber den COVID19-Maßnahmen zu verbessern.

Die Forscher um Prof. Goerg vom TUM Campus Straubing plädieren nun für eine vermehrte Anwendung dieses Ansatzes, um die Motivation für die Einhaltung der Maßnahmen zu erhöhen, während gleichzeitig das soziale und wirtschaftliche Leben immer mehr aufgenommen wird.