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Im Wissenschaftsjahr 2020 steht die Bioökonomie im Mittelpunkt. Ein Thema, mit dem man sich auch am TUM Campus Straubing für Biotechnologie und Nachhaltigkeit intensiv beschäftigt. Prof. Dr. Volker Sieber ist Rektor am TUM Campus Straubing und spricht im Interview darüber, was das Studieren in Straubing ausmacht, und warum Studierende hier insbesondere von einer interdisziplinären Ausbildung profitieren.

Herr Professor Sieber, 2020 ist das Wissenschaftsjahr der Bioökonomie. Am TUM Campus Straubing für Biotechnologie und Nachhaltigkeit spielt das Thema eine bedeutende Rolle. Was verstehen Sie unter Bioökonomie?

Prof. Dr. Volker Sieber

Prof. Dr. Volker Sieber, Rektor des TUMCS

Prof. Dr. Volker Sieber: Die Bioökonomie ist ein sehr weites Themenfeld, man kann es aus vielen Perspektiven betrachten. Generell geht es im Modell der Bioökonomie um die Nutzung biologischer Prinzipien in Industrie und Wirtschaft mit dem Ziel, dem globalen Klimawandel entgegenzuwirken und die Nutzung endlicher, fossiler Energieträger zu bremsen bzw. zu stoppen. Zentrales Thema ist dabei die Bereitstellung und Nutzung nachwachsender Rohstoffe für die Herstellung biobasierter Produkte, sowie den Übergang zu einer nachhaltigen Kreislaufwirtschaft zu ermöglichen.

Was macht den Campus Straubing in Forschung und Lehre im Hinblick auf Bioökonomie so besonders?

Aus den verschiedensten Themenfeldern wie Chemie, Biotechnologie, Materialwissenschaft, Verfahrenstechnik oder Ökonomie kommen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler sowie Studierende nach Straubing, um gemeinsam zu lernen, lehren und zu forschen. Diese breit aufgestellte, interdisziplinäre Zusammenarbeit macht den Studienstandort Straubing deutschlandweit einzigartig. Nachhaltigkeit und Biotechnologie werden am TUM Campus Straubing nicht nur erforscht und gelehrt, sondern auch gelebt. Die unterschiedlichen Expertisen ermöglichen es uns, nicht nur neue nachhaltige Technologien und energieeffiziente Verfahren zu entwickeln, sondern diese auch wirtschaftlich umsetzbar zu gestalten.

Der Campus Straubing baut sein Studienangebot zum Wintersemester 2020/21 massiv aus, neu aufgelegt wird unter anderem der Masterstudiengang Bioeconomy. Warum sollten sich Studieninteressierte sowie Bachelorabsolventinnen und -absolventen für ein Studium in Straubing bewerben?

Weil die Themen Bioökonomie, Nachhaltigkeit, Nutzung von energieeffizienten Verfahren und Umstellung auf eine biobasierte Wirtschaftsweise unabdingbar sind, um unseren Planeten lebenswert zu erhalten.

All das sind Themen, die die jüngere Generation aufnehmen soll und muss und wie man an der Fridays-for-Future-Bewegung sieht, auch schon zu großen Teilen aufgenommen und verinnerlicht hat. Dieses Engagement können Studierende bei uns zeigen: Sie können sich in diese Richtung ausbilden bzw. weiterbilden, um später den globalen Rohstoffwandel voranzutreiben und eine nachhaltige Wirtschaftsweise umzusetzen.

Studieren in Straubing heißt auch, nachhaltig zu studieren. Der Campus wächst stetig und ist fahrradfreundlich in die Innenstadt integriert. Dadurch ermöglichen wir unseren Studierenden kurze, ressourcenschonende Wege an den Campus.

Ein Studium im Themenfeld der Bioökonomie eröffnet Absolventinnen und Absolventen auch viele Karrierechancen, das Potential ist enorm. Welche Optionen stehen Studienabgängerinnen und -abgängern offen?

Grundsätzlich bilden wir am TUM Campus Straubing sehr breit und fächerübergreifend aus. Studieninteressierte können zum Wintersemester 2020/21 aus neun Studiengängen wählen. Neu hinzu kommen die Bachelor- und Masterstudiengänge Technologie biogener Rohstoffe (B.Sc.), Biogene Werkstoffe (B.Sc.) sowie Technology of Biogenic Resources (M.Sc.), und wie bereits erwähnt Bioeconomy (M.Sc.).

Studierende mit einem überwiegend ökonomischen Schwerpunkt werden dazu ausgebildet, die Nachhaltigkeitsthemen in den Firmen und Unternehmen umzusetzen. Als Betriebswirte bzw. Volkswirte mit zusätzlichen technologischen Schwerpunkt können sie überall da eingesetzt werden, wo Nachhaltigkeit realisiert werden soll. Unsere Technologen eignen sich in entsprechenden Wahlmodulen ebenfalls Wissen in Betriebswirtschaft, Management oder Informatik an. Sie sind Spezialisten im Bereich der Biotechnologie und könne den Rohstoff- und Energiewandel technologisch umsetzen.

Somit profitieren unsere Absolventinnen und Absolventen von einer interdisziplinären Ausbildung und erlernen ein fächerübergreifendes Denken zum Thema Bioökonomie. Erfahrungsgemäß erhalten wir eine sehr gute Rückmeldung von Seiten der Absolventinnen und Absolventen etwa aus dem Bereich der Unternehmensberatung, weil wir sie dazu ausgebildet haben, die Themen differenziert zu betrachten. Denn nicht alles, was nach außen hin nachhaltig zu sein scheint, ist auch wirklich nachhaltig. Dieses kritische Hinterfragen ist auch eine Stärke unserer Interdisziplinarität.

Unmittelbar in Donaunähe entsteht in Straubing aktuell ein Forschungs- und Lehrgebäude, ausgestattet etwa mit einem Stufenhörsaal, der bis zu 300 Studierenden Platz bietet. Was bedeutet dieser Bau für den TUM Campus und den Studienort Straubing?

Unser neues Forschungs- und Lehrgebäude „Nachhaltige Chemie“ soll noch dieses Jahr fertiggestellt werden und ist von enormer Bedeutung, weil durch die räumliche Erweiterung die Möglichkeiten der Ausbildung deutlich verbessert werden. Somit können wir auch unserem geplanten Ausbau auf insgesamt 34 Professuren und 1000 Studierende im Zusammenhang mit anderen Erweiterungen gerecht werden. Auch die Lage des neuen Gebäudes unmittelbar an der Donau dürfte für unsere Studierenden außergewöhnlich sein. Die Nähe zu Wasser und Donaustrand bieten viele Möglichkeiten zur Erholung und Interaktion, beispielsweise beim Beachvolleyball oder Grillen an lauen Sommerabenden.