Seite wählen

„VerPlaPos“-Projekt untersucht, wie Verbraucher Verpackungsalternativen annehmen

Lena Feldmeier | SRT | 29.10.2020

Das „VerPlaPos“-Projekt rund um Dr. Thomas Decker, Mitarbeiter der Stadt und Projektkoordinator, untersucht seit Oktober 2017 Bereiche wie das Verbraucherverständnis und -verhalten beim Kauf oder Miterwerb von Plastik. Ende Oktober startet nun ein weiteres Reallabor.

Bereits im Januar 2019 hat das „VerPlaPos“-Team bei einem Realtest das Kaufverhalten von Verbrauchern im Edeka-Markt Stadler und Honner untersucht (wir berichteten). Mit Hilfe von Eye-Tracking wollten die Beteiligten herausfinden, welche Faktoren das Kaufverhalten beeinflussen. Spannend ist gewesen, sagt Decker, dass der Bereich der Verpackung weniger wichtig ist. Je nachdem, was Verbraucher kaufen, werde der Verpackung eine unterschiedliche Wichtigkeit zugeteilt. „Bei Obst und Gemüse sieht es anders aus als bei Käse“, sagt Decker.

Symbolfoto: Miniaturfiguren fahren Blaubeeren in Schubkarren.

Das „VerPlaPos“-Team möchte bei seinem nächsten Reallabor herausfinden, ob Verbraucher im Supermarkt Verpackungsalternativen annehmen und kaufen – gegebenenfalls zu einem erhöhten Preis. Foto: Pixabay

Nun möchte das Team herausfinden, ob Verbraucher Verpackungsalternativen annehmen und kaufen – gegebenenfalls auch zu einem erhöhten Preis. Der Kunde könne beispielsweise an der Obsttheke zwischen vier Beuteln wählen, wie biologisch abbaubar oder recycelbar. Habe sich der Kunde für einen Beutel entschieden, werde er dazu noch einmal kurz befragt. Das Reallabor biete einen Unterschied zu gewohnten Umfragen, die sich nur auf Fragen wie „Würden Sie…?“ oder „Könnten Sie sich vorstellen…?“ beschränken.

Regional und saisonal einkaufen

Der Verbraucher könne bei jedem Einkauf versuchen, Plastik und Verpackung zu vermeiden, sagt Decker. So könne er beispielsweise regional, saisonal und auch biologisch einkaufen. Dadurch sei der Transport minimiert. „Je länger der Transport, desto mehr Verpackung“, sagt Decker. Des Weiteren sollten so wenig Lebensmittel wie möglich weggeschmissen werden. Auch wenn kleinere Gebinde bedeuten würden, dass das Verhältnis von Produkt zu Verpackung schlecht ist. „Bevor ich Gefahr laufe, dass ich es wegschmeiße, kaufe ich lieber weniger und es ist verpackt“, sagt Decker. Die Schwierigkeit sei, dass der Verbraucher gelegentlich allein gelassen, falsch informiert und manchmal von Schnellschüssen seitens der Industrie überflutet wird. „Nehme ich das Mehrwegnetz nicht überall her, dann ist es schlecht.“

Eindeutig klare Aussagen sind sehr schwierig

Die „VerPlaPos“-Projektgruppe beschäftigt sich auch mit einem Plastikindex. Dieser soll eine Kennzeichnungsfunktion haben und Verpackungsverbrauch, Recyclingfähigkeit und Wirkung auf die Umwelt zeigen. Der Plastikindex befindet sich jedoch erst im Anfangsstadium und ist nicht ausgereift.

Eine App ist ebenfalls Teil der „VerPlaPos“-Projektgruppe. Von dieser gebe es bereits eine erste Testversion mit einzelnen Produkten. Als Projektteam haben sich Decker und seine Mitarbeiter Ganzheitlichkeit vorgenommen. „Der Teil, den Sie im Einkauf sehen, ist nicht das, was alles dahinter steckt – was in der Wertschöpfungskette schon davor abgeliefert wurde“, sagt Decker.

Für den Verbraucher sei zudem nicht immer ersichtlich, zu welcher Zeit, welches Produkt besser für die Umwelt ist. Meist schneide ein Apfel aus Neuseeland besser ab, als einer vom Bodensee. „Das ist das Problem. Eindeutig klare Aussagen sind sehr schwierig.“ Nach der Testlaufzeit der App werden die Ergebnisse dem Ministerium übergeben. „Wie das ausgerollt wird, ist eine andere Baustelle“, sagt Decker über den weiteren Verlauf.

Neben dem Lebensmittelaspekt müsse auch der Bereich Verpackung von Kleidung betrachtet werden. „Hier muss der Verbraucher aus dem Spiel genommen werden“, sagt Decker. Er könne die Verpackungsketten nicht nachverfolgen. Die Textilbranche mache sich durchaus Gedanken, sagt er, jedoch nicht so viele wie der Lebensmittelbereich. Denn dem Verbraucher sei die Verpackung von Kleidung im Laden nicht so präsent.

Im Online-Verkauf sehe der Käufer diesen Verbrauch eher. Mit Intersport Erdl wolle „VerPlaPos“ untersuchen, ob der Verbraucher bereit ist, mehr Kosten zu tragen und dafür eine ökologische und wiederverwendbare Verpackung zu bekommen. Das Repack-System sei beispielsweise eine Versandtasche, die der Kunde in den nächsten Postkasten werfen kann und sie so zur Wiederaufbereitung geschickt wird.

Das „VerPlaPos“-Team will Plastik und Kunststoff nicht verteufeln, sagt Decker, sondern für das Thema sensibilisieren. Plastikfrei von heute auf morgen funktioniere nicht. In manchen Bereichen habe Verpackung eine hohe Berechtigung, doch in anderen gibt es viele Möglichkeiten, um darauf zu verzichten. Denn weiterhin verursacht Plastik drei großen Probleme: Es gelangt in die Umwelt, die Gesundheit wird beeinflusst und es handelt sich um einen endlichen Rohstoff. Daher will das Team auch in Zukunft Infos über das Verbraucherverhalten im Umgang mit Plastik sammeln.

„VerPlaPos“ beschäftigt sich mit „Verbraucherreaktionen bei Plastik und dessen Vermeidungsmöglichkeiten am Point of Sale“. Eingebettet in 20 weitere Projekte, wird „VerPlaPos“ vom Bundesministerium für Bildung und Forschung gefördert.

Der Originalartikel erschien am 27.10.2020 im Straubinger Tagblatt.