Hochschulpreis an Matthias Tobler für Studie zur Herstellung nachhaltiger Kraftstoffe
Von Eva Bernheim, Straubinger Tagblatt, 26.06.2024
Im Märchen vom Rumpelstilzchen soll bekanntlich Stroh zu Gold gesponnen werden. In der Masterarbeit im Fach Chemische Biotechnologie von Matthias Tobler ging es freilich nicht um das Edelmetall, sondern den Stoff Isobutanol. Es ist ein wichtiges Zwischenprodukt für sogenannte Synergy Fuels, also nachhaltige Kraftstoffe, mit denen künftig auch Flugzeuge klimaneutral unterwegs sein könnten, eine Art modernes Gold also. Für seine Projektstudie erhielt der 27-jährige Absolvent des TUM Campus Straubing am Montagabend im Rittersaal den alljährlich mit 5000 Euro dotierten Hochschulpreis von Stadt Straubing, Landkreis Straubing-Bogen und Sparkasse Niederbayern-Mitte.
Das Votum für Matthias Toblers Arbeit mit dem Titel „Conceptual Design for Isobutanol Production“ sei einstimmig gewesen, betonte Oberbürgermeister Markus Pannermayr, der die Auszeichnung im Rahmen eines Festaktes überreichte. „Wir haben uns in der Region gemeinsam auf den Weg gemacht, um die Zukunft zu bereiten für die Bioökonomie“, sagte der Oberbürgermeister. „Das Festklammern am Vergangenen wird uns nicht helfen.“
Im Kompetenzzentrum für Nachwachsende Rohstoffe und der Biocampus würden neue Perspektiven wachsen, im Mittelpunkt stehe der Transfer von der Idee zur Anwendung. „Das Wichtigste sind Menschen, die nicht nur Probleme beschreiben und aus Sorge vor den Herausforderungen in die Knie gehen, sondern solche die Konzepte haben.“ Nach diesen Kriterien habe man den Preisträger ausgesucht.
Schwer vorherzusagende Einflussparameter
Der Laudator Prof. Michael Zavrel vom Lehrstuhl für Bioverfahrenstechnik am TUM Campus Straubing beschrieb eine der großen Herausforderungen des Themas: Das Ziel sei es gewesen, für die derzeit noch im Bau befindliche Mehrzweckdemonstrationsanlage BioCampus MultiPilot zu berechnen, wie viel Isobutanol dort hergestellt werden kann und zu welchen Kosten. „Aber denken Sie daran, dass die Anlage im Hafen Straubing noch gar nicht steht“, sagte Zavrel. Das Ergebnis hänge somit von vielen, im Vorfeld schwer vorherzusagenden Einflussparametern ab. Es sei kein Wunder, dass Matthias Tobler zwischenzeitlich ans Aufgeben dachte und Prof. Zavrel um ein „normales“ Thema mit Experimenten im Labor gebeten bat. Er konnte jedoch zum Weitermachen motiviert werden und es sei ihm gelungen, das biotechnologische Herstellverfahren mathematisch abzubilden. Die Ergebnisse der Studie stellten eine wichtige Grundlage für die Entwicklung des Herstellverfahrens dar.
„Man nehme Stroh von den Feldern des Gäubodens“
In seiner Dankesrede hob Matthias Tobler den regionalen Aspekt hervor. Die Vision seiner Arbeit: „Man nehme Stroh von den Feldern des Gäubodens, bringt es zu den Anlagen im Straubinger Hafen und produziert dort alternative Kraftstoffe aus den Resten der Landwirtschaft.“
Solche Ansätze machten diese Gegend so besonders. Der Dreiklang von der Produktion Nachwachsender Rohstoffe über die Forschung hin zur Entwicklung zur ersten Industrieproduktion sei einzigartig, sagte der Preisträger. Zur allgemeinen Erheiterung dankte er schließlich neben vielen anderen den Danske Statsbaner, dem dänischen Eisenbahnunternehmen.
Zum Zeitpunkt der Einreichung seiner Masterarbeit war Tobler bereits auf dem Weg zum Auslandssemester in Kopenhagen. Ohne die einzige stabile Internetverbindung durch das dänische Unternehmen am Hamburger Hauptbahnhof wäre es wohl nie zur Preisverleihung gekommen. Ein W-Lan, das Gold wert war.