Seite wählen
aktuelles-20171020-Herrmann_Ehrenbuerger_Straubing

Werden die Polyethylensäcke nicht fachgerecht recycelt, schaden sie der Umwelt. Und obwohl auf ihnen „compostable“ für kompostierbar zu lesen ist, könne das bei Weich-Polyethylen (PE-LD) laut Dr. Thomas Decker gar nicht möglich sein. Für die Säcke sollen Alternativen gefunden werden.

„Ver­Pla­PoS“-Pro­jekt für we­ni­ger Plas­tik: Nicht ver­teu­feln, son­dern ver­ring­ern

 

von Lena Feldmeier | Straubinger Tagblatt | 27.09.2018

An Plastik kommen Verbraucher nur noch schwer vorbei. Nachhaltig beeinflusst es die Umwelt, wenn es nicht sortenrein entsorgt und recycelt wird. Das Projekt „Verbraucherreaktionen bei Plastik und dessen Vermeidungsmöglichkeiten am Point of Sale“ (VerPlaPoS) sucht nach Strategien zur Verringerung von Kunststoff.

Dr. Thomas Decker, Leiter der Abteilung Energetische Nutzung am TUM-Campus Straubing, und Projektmitarbeiterin Dr. Maria Lippl kümmern sich als Vertreter der Stadt um die Koordination und geben nach fast einem Jahr Laufzeit einen Einblick in Entwicklungen und Ergebnisse: „Plastik ist ein Thema unserer Zeit“, betont Decker. Ein Leben ohne den Kunststoff sei nahezu unmöglich. „Man sollte Plastik nicht verteufeln, denn es ist per se nicht ganz schlecht“, ergänzt Maria Lippl. Im Bereich Hygiene sei der Stoff nicht wegzudenken.

Das Projekt „VerPLaPoS“, bestehend aus mehreren Wissenschaftspartnern, untersucht, wie Verbraucher das Entstehen von Kunststoffabfällen in zwei großen Bereichen verringern und vermeiden können: Textilien und Lebensmitteln. „Wir sind im Moment noch in der Wissenssammlung. Vor allem bei Textilien gibt es in Bezug auf Plastikverpackungen entlang der Wertschöpfungskette keinerlei fundierte Daten“, sagt Maria Lippl.

Textilien wurden wegen des hohen Anteils an synthetischen Fasern und wegen des Plastikaufkommens beim Verpacken der Ware gewählt. Neuware werde in den Modegeschäften der Stadt beispielsweise mithilfe großer Säcke aus Weich-Polyethylen (PE-LD) angeliefert, hierfür sollen Alternativen gefunden werden.

Die Säcke sind laut Maria Lippl billig, jedoch nicht kompostierbar und werden sie nicht fachgerecht recycelt, schaden sie der Umwelt. Andere Möglichkeiten wären beispielsweise Mehrwegboxen oder auch das Upcycling: „Man könnte mit Hilfe von 3D-Druckern aus Plastikmüll einen alltäglichen Gebrauchsgegenstand fertigen.“

Der Textilbereich sei im Gegensatz zu den Lebensmitteln undurchsichtiger für den Verbraucher. Viele würden gar nicht wissen, wie die Stücke geliefert werden und wie viel Plastik dafür benötigt wird. Es sei hier hauptsächlich Aufgabe der Modegeschäfte, sich einzusetzen und offen für Alternativen zu sein.

Der Verbraucher spielt laut Decker bei der Vermeidung von Plastik im Lebensmittelbereich eine entscheidende Rolle. In den ersten Monaten wurde das Verbraucherverhalten untersucht, denn eine gezielte Wahl beim Kauf eines Produktes beeinflusse die Plastikmenge. Ein weiterer Punkt sind Plastik-Alternativen in diesem Bereich. Stoffe mit gleichen Eigenschaften würde es laut Decker geben, doch seien Lebensmittel dann in milchiger Folie eingepackt, das müsse der Verbraucher erst akzeptieren.

Ein neues System aufzubauen, das koste hingegen Zeit und Geld und müsste sich ebenfalls etablieren. Denn hygienisch sei es bedenklich, wenn jeder dem Händler eine mitgebrachte Tupperdose über die Theke reicht.

Doch auch eine Hygieneschleuse, bei der mitgebrachte Dosen sauber gemacht werden, werde von den Verbrauchern nicht angenommen. Im zweiten Jahr des Projektes möchte man die entwickelten Strategien diskutieren und umsetzen. Das dritte Jahr diene zum Verfassen von Handlungsempfehlungen, die auf den erarbeiteten Ergebnissen aller Partner basieren.

Das Projekt könne keine Komplettlösung bieten: „Im Lebensmittelbereich haben wir uns auf Äpfel, Tomaten, Chips, Salami und Käse spezialisiert“, betont Decker. Das große Ziel des Projekts sei zudem die Entwicklung einer App, mit der Verbraucher im Supermarkt sehen, welches Produkt auf seinem Weg zum Endverbraucher am wenigsten Plastik verbraucht hat.

„Am Ende helfen die gesammelten Daten nicht nur den Unternehmen, sondern kommen auch den Verbrauchern zu Gute“, sagt Maria Lippl.

Info

Weitere Infos über den Projektverlauf von „VerPlaPoS“, im Rahmen der sozial-ökologischen Forschung vom Bundesministerium für Bildung und Forschung gefördert, unter www.plastikvermeidung.de.