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Covid-19 Lecture zur Klinikorganisation am 9. Juni

Am TUM Campus Straubing erforschen Prof. Alexander Hübner und Prof. Clemens Thielen Ressourcenmanagement und Optimierungsverfahren – ein Thema, das während der Pandemie im Gesundheitswesen entscheidende Bedeutung bekam. Im Interview geben sie einen Einblick in ihre Covid-19 Lecture „Personaleinsatzplanung und Bettenplanung im Krankenhaus“ am 9. Juni.

Prof. Hübner und Prof. Thielen erklären die Probleme der Ressourcenplanung in Kliniken.

Prof. Hübner und Prof. Thielen erklären die Probleme der Ressourcenplanung in Kliniken.Bild: ediundsepp

Hätten wir mit einer besseren Betten- und Personalplanung in den Krankenhäusern weniger strenge Corona-Maßnahmen gebraucht?

Alexander Hübner: Nein, aber Kliniken, Personal sowie Patientinnen und Patienten konnten gerade in der Pandemie von einer guten Einsatzplanung der Ressourcen profitieren. Was ja in der öffentlichen Diskussion um die Intensivbetten gern vergessen wird: Ein Krankenhausbett steht nur dann zur Verfügung, wenn auch das entsprechende Personal und das Equipment vorhanden sind.

Clemens Thielen: Dienstpläne für einen Rund-um-die Uhr-Betrieb, bei denen die unterschiedlichen Qualifikationsstufen, die gesetzlichen Vorschriften wie etwa Ruhezeiten sowie die Wünsche der Mitarbeitenden berücksichtigt werden müssen und es trotz Personalmangels eine absolute Ausfallsicherheit geben muss, kann man eigentlich nicht mehr händisch auf Papier erstellen – das gibt es aber in Kliniken immer noch.

Alexander Hübner: In der Pandemie sind zudem die eingespielten Planungsabläufe aufgebrochen worden, weil die Kliniken die Corona-Stationen von den anderen Bereichen trennen mussten. Wo zuvor noch für einzelne Stationen geplant wurde, musste jetzt das Krankenhaus im Gesamten betrachtet werden.

Welche Werkzeuge können den Kliniken helfen?

Alexander Hübner: Für die Bettenplanung können digitale Tools angepasst werden, die in der Industrie für die Produktionsplanung eingesetzt werden. Die mathematischen Verfahren, die dahinter stecken, sind letztlich die gleichen, egal ob Sie die Belegung einer Maschine oder eines Bettes planen. Die Industrie ist allerdings viel weiter digitalisiert als das Gesundheitswesen.

Clemens Thielen: Für die Personalplanung haben wir eine Software entwickelt, die bereits in Krankenhäusern im Einsatz ist. Was in der Zeit, in der Ärztinnen oder Pfleger aufgrund von Quarantäne kurzfristig ausgefallen sind, besonders geholfen hat: Mit dem Programm kann man für jede Schicht eine komplette Ersatzbesetzung einplanen. Wenn die Mitarbeitenden größere Planungssicherheit und Fairness erleben, erhöht das natürlich stark die Zufriedenheit. Und angesichts des massiven Personalmangels werden sich die Arbeitgeber anderes auch nicht mehr lange leisten können.

Wie profitieren die Patientinnen und Patienten von der Digitalisierung?

Alexander Hübner: Die Kliniken können nicht nur kosteneffizienter arbeiten, sondern auch die konkrete Versorgung verbessern. Das fängt schon mit der Einlieferung ins Krankenhaus an. Bislang müssen die großen Häuser, die sogenannten Maximalversorger, jeden Patienten annehmen, der mit dem Krankenwagen ankommt. Im ungünstigen Fall wird dieser deshalb in eine überfüllte Klinik gebracht, während in der Nähe noch viele Betten frei wären. Viel besser würde das mit einem System funktionieren, in dem jederzeit ablesbar ist, wo welche Betten und welches Personal zur Verfügung steht. Und dann könnten sogar noch automatisiert die gängigen Patientenwünsche berücksichtigt werden, sodass eine ältere Dame nicht mit einem Teenager auf ein Zimmer kommt.

Live-Stream „Personaleinsatzplanung und Bettenplanung im Krankenhaus“ am 9.6. ab 18.15 Uhr