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Von Stefanie Sobek

Beitrag erschienen in „330 Jahre jung“ – Jubiläumsbeilage Mediengruppe Straubinger Tagblatt/Landshuter Zeitung

Weißer Kittel, Laborbrille, konzentrierter Blick. Wer Johanna Radomski bei der Arbeit beobachtet, merkt sofort: Hier ist jemand voll bei der Sache. Doch was die junge Wissenschaftlerin an ihrem Arbeitsplatz im Labor der TU München am Campus Straubing genau erforscht, ist für Laien oft gar nicht so leicht verständlich. Vielleicht kann man sich eine vage Vorstellung von ihrer Arbeit machen, wenn man sich an das Experiment erinnert, das vermutlich viele in der Schule gemacht haben: aus einer Zitrone Strom zu gewinnen.

Doktorandin Johanna Radomski im Labor

Doktorandin Johanna Radomski im Labor. Foto: Stefanie Sobek

Natürlich ist es bei ihren Experimenten mit einer Zitrone, in der zwei unterschiedliche Metalle stecken, die als Plus- und Minuspol dienen, nicht getan, der Vergleich hinkt. Doch auch Johanna Radomski versucht, mithilfe von Strom aus ganz unterschiedlichen Stoffen höherwertige Produkte zu erzeugen. „Grüne Rohstoffe, die dann zum Beispiel in der Industrie eingesetzt werden können“, wie sie beschreibt. Johanna Radomski, Jahrgang 1994, bezeichnet es als „glückliche Fügung“, dass sie im Februar 2019 ihre Doktorandenstelle bei Professor Volker Sieber am Lehrstuhl für Chemie Biogener Rohstoffe antreten konnte.

„Absoluter Glücksfall“

Der Lehrstuhl befasst sich mit der Entwicklung von chemischen und biotechnologischen Prozessen zur Umwandlung von pflanzlicher Biomasse zu chemischen Grundstoffen, Biotreibstoffen und Feinchemikalien. Dabei wenden die Wissenschaftler verschiedene Methoden an.

Johanna Radomski hat sich auf den Forschungsschwerpunkt Elektrochemie spezialisiert.

Den Grundstein für ihre Karriere am Standort Straubing der TU München hat die gebürtige Straubingerin, die in Niedermotzing im Landkreis Straubing-Bogen aufgewachsen ist und jetzt in Straubing lebt, schon früh gelegt. Bereits in ihrer Seminararbeit in der Oberstufe hat sie sich mit dem Thema Erneuerbare Energien beschäftigt. „Zwischen dem Ludwigsgymnasium und dem damaligen Wissenschaftszentrum bestand von Anfang an eine gute Zusammenarbeit“, sagt sie. Befasst hat sie sich damals mit dem Thema Biodiesel – die Faszination für die nachwachsenden Rohstoffe war spätestens da voll geweckt.

Dass genau ein Jahr nach ihrem Abitur der Bachelorstudiengang „Nachwachsende Rohstoffe“ in Straubing gestartet ist, sei ein „absoluter Glücksfall“ gewesen, erinnert sich Radomski. Für Straubing selbst war es ein Meilenstein auf dem Weg zur Universitätsstadt. 15 Jahre lang hatte die Stadt darauf hingearbeitet. Davor hatte es einen Masterstudiengang gegeben, aber Abiturienten konnten bis dahin nicht mit einem Studium in Straubing beginnen. Unter den 46 Pionieren, die 2013 ihr Bachelorstudium am Campus in Straubing starteten, war auch Radomski.

Nach dem Bachelor-Abschluss ging es für Radomski nahtlos weiter mit dem Master-Studium. Hier hat sie thematisch bereits den Grundstein für ihre Doktorandenstelle gelegt: Mit dem ortsansässigen Fraunhofer-Institut erforschte sie für ihre Masterarbeit die elektrochemische Reduktion von Kohlenstoffdioxid (CO2). Diese Versuche bestimmen auch ihre Arbeit als Doktorandin, die sie seit gut eineinhalb Jahren ausübt. Die meiste Zeit des Tages verbringt sie im Labor, dazu kommt die Analyse am Computer.

Bewusstsein geschärft

Das Thema „Erneuerbare Energien“ beschäftigt Radomski indes nicht nur beruflich, sondern auch privat: „Ich versuche, bewusster zu leben und zum Beispiel nur das einzukaufen, was ich wirklich brauche.“ Sie hofft, dass ein Umdenken stattfindet und die Wegwerfgesellschaft bald der Vergangenheit angehört: „Wenn viele mitmachen, können wir etwas bewirken.“ Genau das ist es, was die junge Wissenschaftlerin antreibt.