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Straubinger Tagblatt | 22.04.2020

Vieles steht derzeit aufgrund der Corona-Krise still. An den Baustellen am Lehr- und Forschungsgebäude für Nachhaltige Chemie an der Donau, am ehemaligen Jugendzentrum an der Petersgasse und dem Nawareum an der Schulgasse herrscht dagegen Hochbetrieb.

Alle drei Baustellen laufen unter Federführung des Staatlichen Bauamts Passau. „Die Arbeiten auf unseren Baustellen werden planmäßig weitergeführt, auch wenn einzelne Firmen, die Handwerker aus dem benachbarten Ausland beschäftigen, aufgrund der aktuellen Einreise- und Quarantänebeschränkungen mit ihrer Bauleistung in Verzug geraten sind“, sagt Leitender Baudirektor, Bereichsleiter Hochbau im Staatlichen Bauamt Passau, Norbert Sterl. Bisher mussten noch keine geplanten Fertigstellungstermine aufgrund der Pandemie verschoben werden.

Noch kein Handwerker erkrankt

Dennoch gelten auf den Baustellen erhöhte Vorsichtsmaßnahmen: Das Infektionsrisiko für die Handwerker auf der Baustelle und ebenso für die Beschäftigten so gering wie möglich zu halten, sei das oberste Ziel, sagt Sterl. „Darauf haben wir insbesondere die auf den Baustellen zuständigen Sicherheits- und Gesundheitsschutzkoordinatoren hingewiesen.“ Ebenso tragen die beauftragten Unternehmen für die Sicherheit und Gesundheit ihrer Mitarbeiter Verantwortung. Dies gelte vor allem für die Einhaltung des Mindestabstands. „Auf den drei Baustellen des Staatlichen Bauamts ist uns bisher keine Corona-Infektion bei Handwerkern bekannt.“

Bauarbeiten altes JugendamtBauarbeiten am neuen TUMCS-GebäudeDachstuhl altes JugendamtBauarbeiten Nawareum

Kurz vor seiner Fertigstellung zum Lehrstuhl- und Verwaltungsgebäude für den TUM-Campus Straubing ist das ehemalige Jugendzentrum an der Petersgasse im Oktober 2017 abgebrannt. Ein herber Rückschlag für den noch jungen TUM-Campus. An dieser Baustelle, sagt Sterl, gebe es derzeit keine nennenswerten Verzögerungen.

Aktuell erfolgen außen die Dachdeckungs- und Klempnerarbeiten, die Dachgauben werden errichtet und die Fassaden des großen Dachreiterturms saniert. „Im Gebäude wird gerade an der Rohinstallation für Elektro, Heizung, Lüftung sowie Sanitär gearbeitet und die Trockenbauarbeiten im Dachgeschoss ausgeführt“, sagt Sterl.

Die Gesamtkosten für den Wiederaufbau des Gebäudes betragen laut Sterl 4,8 Millionen Euro. Geplant sei nach wie vor, den Wiederaufbau bis zum Sommersemester 2021 abzuschließen. Die Instandsetzungsarbeiten werden unter der Bauleitung des Architekturbüro Gartner aus Straubing durchgeführt.

Beim Neubau des Lehr- und Forschungsgebäudes für Nachhaltige Chemie an der Uferstraße konnte aufgrund der Corona-Pandemie nicht rechtzeitig mit dem Einbau des Hörsaalgestühls begonnen werden. „Bisher ist dadurch ein Verzug von vier Wochen entstanden.“

56 Millionen Euro kostet das Gebäude

Dennoch herrsche im Gebäude Hochbetrieb im Innenausbau: „Bodenbelagsarbeiten, Trockenbau, Malerarbeiten, Einbau von Metall-Glas-Türen und Elektroinstallation im Hörsaal werden derzeit parallel ausgeführt.“ An den Fassaden erfolge die Restmontage der Fenster- und Metallbauarbeiten. Für das große Rampenbauwerk aus Stahlbeton zur barrierefreien Erschießung der Eingangsplattform und ebenso für die zugehörigen Schlosserarbeiten führe das Staatliche Bauamt Passau aktuell die Vergabeverfahren durch.

Die Gesamtkosten für den Neubau betragen rund 56 Millionen Euro. Trotz der Verzögerungen sei es nach wie vor Ziel, das Gebäude bis zum Wintersemester 2020/21 fertigzustellen, sagt Sterl.

Über Rampen- und Aufzugsanlagen sei das Gebäude über alle Ebenen barrierefrei erschlossen. Das Gebäude umfasst auf 4 170 Quadratmetern Nutzfläche Labor- und Büroflächen, einen teilbaren Hörsaal für 300 Personen, Seminarräume mit 200 Plätzen, Praktikumsräume mit mehr als 100 Arbeitsplätzen sowie eine Cafeteria, sagt Sterl.

Nawareum: Übergabe im Spätsommer 2020

Zu mangelnder Baustellenbesetzung sei es aufgrund der Krise beim Neubau des Nawareum an der Schulgasse gekommen. Dies habe jedoch bisher „keine nennenswerten Verzögerungen verursacht“, erklärt Sterl.

Derzeit werden die Restarbeiten an der Dachabdichtung durchgeführt, ebenso begann man mit der Gestaltung der Außenanlagen. „Im Gebäude folgt in den kommenden Wochen die finale Phase des Innenausbaus mit dem Einbau der Bodenbeläge und der Innentüren.“

Die Gesamtbaukosten für den Neubau betragen rund 25 Millionen Euro. „Bis zum Spätsommer 2020 plant das Staatliche Bauamt Passau, das Gebäude an das Technologie- und Förderzentrum zu übergeben, unter dessen Leitung dann die Museumsbauer und Szenografen mit den Ausstellungseinbauten beginnen können.“

Seit Juli 2016 wird an der Errichtung des rund 2500 Quadratmeter großen modernen Informations-, Lern- und Beratungszentrums gebaut, in dem sich die Besucher künftig über die Zukunftsthemen Nachwachsende Rohstoffe und Erneuerbare Energien informieren können. Am Beispiel des Nawareum solle aber auch gezeigt werden, wie die hohen Anforderungen des Qualitätsstandards eines naturkundlichen Museums, das in seiner Baukonstruktion und Gebäudetechnik selbst Exponat und Teil der Ausstellung sein wird, sich mit dem energetischen Standard eines Passivhauses vereinbaren lässt.

Von Sophie Schattenkirchner, Straubinger Tagblatt, Ausgabe 22.04.2020